Der Autor
 
 

Peter Lenk

wurde 1947 in Nürnberg, der Stadt der Schwänke, Brunnen
und Spielwaren geboren.
Über die Bildungsstationen Kindergarten, Klosterschule, Akademie und andere Umwege kam er an den Bodensee.
Dort entstanden seine genehmigten und ungenehmigten Skulpturen. Hier hatte er es seiner Gemeinde versprochen:
"Zu jedem Hochhaus, das unser Dorf verschandelt, gibt es gratis einen Protestgott, und je langweiliger der Bau..."

Nachdem der Bildhauer Peter Lenk auf dem Münsterplatz in Bonn das kolossale Fettnäpfchen mit der Wahlwidmung "Den Siegern 1987" errichtet hatte, fanden die 12 Tonnen schweren Schwäbischen Floßfahrer auf dem Berliner Kurfürstendamm, mit dem Motto: "Wir wollen in Frieden weiter fressen" als Unterstützung der Kulturstadt Europas einen zeitweiligen Ankerplatz.
Seine hoch gestelzten Mauerkieker am Checkpoint Charlie, hatten für zwei Wochen den tragischen Ernst der homorlosen deutsch-deutschen Geschichte untergraben. Amtliche Protokoll-Beurkundung: "Wenn die Vopos lachen, dann schießen sie nicht"

Das 12 Meter lange Narrenschiff, entstand als eine Parodie auf den Tourismus. 1988, zur 750-Jahrfeier Berlins, war das maritime Kunstwerk als ungenehmigter Beitrag zum Berliner Skulpturen-Boulevard auf dem Breitscheidplatz vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche für 24 Stunden auf Grund gelaufen.

 

Seit den vergangenen Jahren ist der Bildhauer Peter Lenk
in mehreren Städten mit seinen Plastiken vertreten. Sie finden eine Übersicht seines Schaffens auf der von ihm ständig aktualisierten
Internet-Seite unter

http://www.peter-lenk.de/

 

 

 

 


Die Presse
 


Wann waren Sie mal so
richtig sprachlos ?

Diese Frage stellte BZ-Reporter Günter Stöß in der Berliner Rankestraße.

"Als ich die Kudamm-Figuren sah"
 

Jenny Vogel, neunzehnjährige Schülerin aus der Bleibtreustraße in Charlottenburg: Ich war völlig sprachlos, als ich im September das erste mal die komischen Figuren "Schwäbische Floßfahrer" auf dem Kudamm sah. Ich habe viele Minuten davor gestanden, dann mußte ich plötzlich laut loslachen.

 

 

 

 

 

   

 

Schlagzeilen-Gefecht
um die schwäbischen Floßfahrer

 

"Nasenpärchen macht den Ku'damm heiter"
"Selten fand ein Kunstwerk soviel Beifall wie das neue, fröhliche Steinpärchen auf dem Ku'damm"
"Tolle Bereicherung - Sehenswürdigkeit - lustige Gesellen - Gurkenpaul und seine Erna - Ähnlichkeit mit Picassos Bildern - Mike Krüger - passen so richtig auf den Ku'damm.

Abscheuliches - Schwabbelige Bauchlappen! - Kretinismus - Vermummte Chaoten - Abstoßende Häßlichkeit -
Man entferne - Alberne Scheußlichkeit.

 

 


 

 

Die
Mauerkieker

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Spiegel 11. August 1986

"Man lebt damit, man wird alt damit"

West und Ost erinnern diese Woche an den Bau der Mauer vor 25 Jahren - mit Totengedenken hüben, Aufmärschen drüben.
Die ohnmächtige Wut über die "Schandmauer", an der 74 Menschen starben, ist der Gewöhnung gewichen. Künstler, Käuze, Alternative bestimmen den Alltag an der Mauer.


...Dort sprießen nun bunte Blüten. So durfte ein Kauz vom Bodensee, der Bildhauer Peter Lenk, vorübergehend die Touristen an der deutschen Schicksalsstätte persiflieren. Auf die Aussichtsplattform am Checkpoint Charlie montierte er drei "Mauerkieker" auf Stelzen. Die Gipsfiguren brachten zumindest Augenblickserfolg, die "Berliner Morgenpost": "Sogar Vopos lachten.

 

Leserbrief dazu:

Das ich die Touristen und Politiker an der Mauer durch meine Stelzenmänner (Lenin, Kaiser Wilhelm und Herr Jedermann) persiflieren "durfte", klingt missverständlich. So bekam der verantwortliche Polizist am Übergang, der die ungenehmigte Blitzaktion wegen der mauer-kiekenden Engländer nicht mehr verhindern konnte, einen Eintrag in die Personalakte, der einem Beförderungsstopp gleichkam. Armes "freies" Deutschland.

Peter Lenk

 

 

 

 

 

Leseprobe

 

Kultursenator Hassemer hatte nun seinen alten Verehrer Laschinsky beauftragt, dafür zu sorgen, daß mein Narrenschiff noch nicht einmal in die Nähe des Skulpturen-Boulevards gelangen dürfte. Mudra riet mir, bei Laschinsky für einen Aufstellplatz am Tegeler Weg oder irgendwo hinterm Schloß Charlottenburg, einen förmlichen Antrag einzureichen. Garantieren könne er mir aber für nichts. Darauf verzichtete ich. Ich wußte, was ich wissen wollte. Wir mußten also gegen 17 Uhr im dichten Berliner Feierabend-verkehr untertauchen. Das ist die schöne Zeit, in der die höheren Berliner Beamten unerreichbar sind, denn welcher dieser Herren geht nach Dienstschluß nicht noch einen Sprung zur Freundin oder auf ein Bierchen.

Das dieser Plan gut war, bestätigte eine Woche später Polizeioberkommissar Jörg Grohnau vom Abschnitt 31 der Berliner Morgenpost: "Wir wurden ganz geschickt aus-getrickst". Zu diesem Zeitpunkt stand das Narrenschiff schon zwanzig Stunden auf dem Breitscheidplatz, und Heinz hatte vom Turm des Narrenschiffes mit seinem vier Meter langen Alphorn, das er virtuos beherrschte, eine von der Polizei nur schwer einkesselbare Menschenmenge angelockt.

Wie dumpf und melancholisch war doch, aus uner-meßlichen Tiefen der Seele, das große Alpen-glühen über dem Ku'Damm hereingebrochen, unaufhaltsam schwelgend, bis sich sein Echo in den endlosen Berliner Straßen-schluchten verlor. Als aber die vom ergriffenen Volk geforderte Zugabe, "Der erwachende Morgen am Säntis" mit einem letzten schwermütigen Grollen verebbte, fehlten uns nur noch dreißig Gemsen, die am wild zerklüfteten Kirchturm der Kaiser-Wilhelm-Gedächt-niskirche hochkletterten, und wir wären unweigerlich vom Senat oder den Berliner Fest-wochen engagiert worden.

 

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