Zwei Ereignisse der Geschichte -
man verfolgt ihre Spuren, die sie im so genannten Lauf der Zeit hinterlassen
haben -
Fragmente, Blätter, Splitter und Scherben.
Schließlich wird das Gedachte zu einem Bild,
in der Hoffnung,
dies alles könnte vielleicht so gewesen sein.
Holzschnitt, ohne Ort, 1539, Biblioteca Nazionale, Florenz
Das späte fünfzehnte Jahrhundert bietet in
Florenz ein breites Spektrum
von Geschichte und erzählten Geschichten.
Um den Dominikaner Girolamo Savonarola haben sich zahlreiche, ihm unbekannte
Menschen,
vor allem auch Frauen, eingefunden, die mit ihm gesprochen haben,
die von ihm bekehrt, von ihm verflucht, von ihm enttäuscht worden sind, oder die
ihn zu vernichten trachteten.
Andere Zeitgenossen haben ihn als Werkzeug ihrer Interessen benutzt,
manchen war er gleichgültig, und doch steht er einige Jahre im Mittelpunkt der
Stadt.
Die Welt scheint sich um ihn zu drehen.
Von 1494 bis 1498, war Savonarola republikanischer Führer des florentinischen
Bürgertums,
verkündete und forderte Buße und reuige Abkehr von der Sünde.
Besessen von der Idee eines Gottes-Staates, den er selbst zu errichten gewillt
war, mobilisierte er als Prior
mit wortgewaltigen Reden die Volksmassen der Stadt
und wiegelte sie gegen die mächtige Familie der Medici mit ihrer maßlosen
Verschwendungssucht auf.
Als Mystiker und geistig-moralischer
Kirchenerneuerer endet Savonarola auf dem Scheiterhaufen der Inquisition.
Die Rückbesinnung auf die kulturellen Werte der Antike
verhalf jedoch schließlich der neuen Epoche des Humanismus zum Durchbruch.
Eine Reihe von Autoren hat sich
seither dem großen Bußprediger
und seiner kurzen, tragischen Karriere gewidmet.
Wolfgang von Löhneysen gelang es schließlich, sich beim Schreiben als
Kunsthistoriker
vom Korsett der wissenschaftlichen Arbeit zu lösen,
und in leicht ironischem Unterton, mit den heimlichen Zeitgenossen das Geschehen
in Florenz zur Zeit der Medici und der Borgias so lebendig vor Augen zu führen, wie
selten zuvor.